Aphrodisiaka, darüber wissen Sie schon alles? Weit gefehlt! Denn die Naturmittel werden neu entdeckt und zunehmend wissenschaftlich untersucht. Wir haben Studien ausgewertet und Forscher befragt, zu welchen Mitteln Sie in welcher Lage greifen können. Manchmal ist Vorsicht geboten: Einige der potentiellen Lustverstärker sind gefährlich. Immerhin befinden sich darunter giftige Pflanzen wie Tollkirsche, Fliegenpilz und Engelstrompete. Letztere hat durch ihre halluzinogene Wirkung schon so manchem zum Aufenthalt in der Psychiatrie verholfen. Andere sind tatsächlich Helfer aus der Natur, um Lust und Potenz zu steigern, um Fruchtbarkeit und Zeugungsfähigkeit zu verbessern. Allheilmittel sind sie aber nicht: "Aphrodisiaka können immer nur unterstützend wirken", sagt der Urologe Dr. Wolfram Haas aus Waldkirch. "Nur wenn das Umfeld stimmt, können die Aphrodisiaka ihren Zweck erfüllen." Ein erster ehrlicher Report über die Turbos aus der Natur - von Bienenpollen bis zur Spanischen Fliege.
Muira puama
Das Holz dieses südamerikanischen Baums ist bei uns unter der Bezeichnung Potenzholz bekannt geworden. "Zur Stärkung der Potenz, zur Beseitigung erotischer Verklemmungen oder Traumata, zur Behebung der Unfruchtbarkeit und zur Steigerung des Lustempfindens werden Innenrinde und zerraspeltes Holz von indianischen Medizinkundigen verwendet", erklärt Dr. Christian Rätsch, Ethnopharmakologe aus Hamburg und Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für Ethnomedizin. In einer Untersuchung an 262 Männern, die zwei Wochen lang täglich ein bis eineinhalb Gramm Muira puama einnahmen, sollen 51 Prozent bessere Erektionen gehabt haben. 62 Prozent der Testpersonen gaben an, das Präparat steigere ihre Lust auf Sex.
Nebenwirkungen: bei bestimmungsgemäßem Gebrauch keine.
Präparate: Puamin, Voltax.
Johanniskraut
Johanniskraut ist eine der ältesten Arzneipflanzen, die schon seit mehr als 2000 Jahren verwendet wird. Eine Renaissance hat die gelbe Pflanze vor wenigen Jahren als wirksames Mittel bei der Behandlung von Depressionen und Angstzuständen erlebt. Was hat das mit gutem Sex zu tun? Hinter mangelndem sexuellen Interesse verbirgt sich häufig eine beginnende Depression. In solchen Fällen kann Johanniskraut nicht nur die allgemeine Stimmung heben, sondern auch die Flaute im Bett beseitigen. Wichtig ist dabei die regelmäßige Einnahme einer ausreichend hohen Dosis (täglich 600 bis 1.000 Milligramm des Wirkstoffs Hypericin).
Nebenwirkungen: vor allem bei hellhäutigen Menschen erhöhte Lichtempfindlichkeit, gelegentlich Magenbeschwerden.
Präparate: Hyperforat, Esbericum, Neuroplant, Jarsin u.a.
Ginkgo biloba
Ginkgo, einer der am besten untersuchten pflanzlichen Wirkstoffe, entspannt die Arterien und verbessert dadurch die Durchblutung aller Organe. Da auch die Erektion von einer optimalen Blutzufuhr abhängt, hilft Ginkgo vor allem bei Potenzstörungen, die durch eine schlechte Durchblutung verursacht werden. In einer Pilot-Studie mit 60 Patienten, die 1989 von Dr. Richard Sikora aus Aachen geleitet wurde, hatten 50 Prozent der Männer innerhalb von sechs Monaten wieder normale Erektionen durch die Einnahme von nur 60 Milligramm Gingko-Extrakt täglich. Die Ergebnisse konnten in einer späteren Studie unter Placebo-Kontrolle aber nicht bestätigt werden.
Bis zu 240 Milligramm Ginkgo pro Tag gelten als unbedenklich. Dennoch empfehlen Urologen, zunächst mit Dosen von 60 bis 80 Milligramm zu beginnen und bei Bedarf zu steigern. "In Japan werden die unreifen Ginkgo-Samen gegrillt und gelten als ein sehr gutes Aphrodisiakum für Männer. Sie sollen Kraft in den Unterleib bringen", berichtet Dr. Rätsch. "Wer öffentlich Ginkgo-Samen isst, deutet damit an, dass er erotischen Abenteuern nicht abgeneigt ist."
Nebenwirkungen: Obwohl Gingko als relativ sicheres Medikament gilt, wurden in einer geringen Zahl von Fällen Komplikationen bei der gemeinsamen Einnahme von Aspirin und Ginkgo beobachtet. Selten können Bauch- oder Kopfschmerzen auftreten. Deshalb sollte Gingko nicht mit Aspirin oder anderen blutverdünnenden Mitteln verwendet werden.
Präparate: Rökan, Tebonin forte, gingkologes, Ginkgo Stada.